Wie erkenne ich ... Opferdynamik
Wie erkenne ich ...
OPFERDYNAMIK
Sexuelle Gewalt erschüttert das Vertrauen der Betroffenen. Andere Jugendliche, Partner*innen und/oder Freund*innen haben ihre Macht ausgenutzt, um dominant und rücksichtslos ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
Die Betroffenen sind verwirrt. Sie fühlen sich beschämt, beschmutzt und (mit-)schuldig. Oft haben sie das Gefühl, alle wissen Bescheid, aber niemand sagt etwas – deshalb wird es schon richtig sein oder sie denken, sie haben es auch irgendwie verdient. Der Alltag geht weiter, nichts passiert – nur ihr Leben hat sich unwiederbringlich verändert. Das macht einsam und verloren.
Die Sache mit der Wahrnehmung
Betroffene Jugendliche trauen ihrer eigenen Wahrnehmung nicht mehr. Sie hoffen, dass das nicht noch mal geschieht, und wünschen sich nichts sehnlicher, als dass der*die Jugendliche wieder so (nett) ist wie vorher. Sie haben Angst – vor dem unbestimmten Gefühl, vor einer möglichen Wiederholung und davor, schuld zu sein und ausgelacht zu werden, wenn sie davon erzählen. Noch schlimmer wäre es, wenn man sich angeekelt von ihnen abwendet oder ihnen einfach nicht glaubt. Die Täter*innen bestärken sie genau in dieser Befürchtung. Sie geben ihnen die Schuld, machen sie verantwortlich und drohen ihnen, sollten sie doch etwas erzählen.
Sexuelle Gewalt stellt das Opfer bloß und verletzt die Schamgrenzen. Betroffene schämen sich für die zugefügte Verletzung, für den*die Täter*in und vor allem für sich selbst.
Über erlebte sexuelle Gewalt zu sprechen, fällt Betroffenen schwer. Oft möchten sie vor Scham im Boden versinken. Die Hilfesuche des Opfers wird durch diese enorme Scham erschwert. Auch wenn sie ihren ganzen Mut zusammennehmen und von ihren belastenden Erlebnissen erzählen, wird ihnen häufig nicht geglaubt. Aus ihrer Sicht behalten die Täter*innen also recht.
Hilfe und Unterstützung
Gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir immer wieder deutlich machen: „Ich kenne das Thema. Du kannst mich ansprechen.“ Wir müssen den Betroffenen helfen, so schnell es geht. Das bedeutet:
- aktiv mit dem Thema umgehen
- mich ansprechbar machen
- die Jugendlichen aufklären
- Ansprechpersonen öffentlich sichtbar machen
- öffentlich auf Anlaufstellen hinweisen, zum Beispiel auf das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch