Wie erkenne ich ... Vertiefung

Wie erkenne ich ...

VERTIEFUNG

Wie erkenne ich…?

Wie erkenne ich, ob ein*e Jugendliche*r von sexueller Gewalt betroffen ist? Und wie erkenne ich Täter*innen?

Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten. Es sei denn, die betroffene Person teilt sich mit oder man hat etwas beobachtet. Und dann fragt man sich: Soll ich mich einmischen? Was, wenn ich falsch liege? Das würde er/sie mir doch erzählen, oder? Und wie spreche ich das überhaupt am besten an? Vielleicht hat er/sie es ja auch gar nicht so gemeint und die Grenzüberschreitung war ein Versehen?

 

Veränderungen

Vielleicht verändert sich der/die Jugendliche – zieht sich zurück oder wird total risikofreudig, schläft zu wenig oder zu viel, wird schlecht in der Schule oder lernt nur noch oder, oder, oder. Ich beginne, mir Sorgen zu machen, und weiß oft nicht, wie ich ins Gespräch kommen kann.

 

Beobachtungen

Oder ich bemerke, dass ein*e Jugendliche*r sich anderen Jugendlichen auf eine Art nähert, die mir und dem Umfeld unangenehm ist. Dieses Gefühl kann durch die Wortwahl, die Stimmlage, Blicke oder auch Berührungen entstehen. Krasse Grenzverletzungen oder auch unangenehme Momente – nicht immer genau zu beschreiben, aber eben doch spürbar. Was sage ich? Wie schreite ich ein und wie helfe ich dabei, dass übergriffige bzw. sexuell gewalttätige Jugendliche Verantwortung für ihr Handeln übernehmen?

Und was ist mit der großen, meist schweigenden Mehrheit der Bystander? Diejenigen, denen Taten anvertraut wurden oder die selbst etwas beobachtet haben, aber nichts tun? Wie erreiche ich die? Wie bringe ich sie dazu, zu handeln?

Es gibt nicht den EINEN Hinweis, der mir sagt, diese Person ist betroffen oder diese Person ist Täter*in oder diese Person hat verstörende Dinge gesehen. Häufig fühle ich mich ratlos

Und jetzt?!

Als Regel gilt: Wenn ich mir Sorgen um eine Person mache, hat das einen Grund. Und wenn sich in diese Sorgen auch Fragen zu sexueller Gewalt mischen, dann hat das meistens auch einen Grund. Und das macht Angst. 
Genau deshalb sollte man diesem komischen Gefühl nachgehen. Dabei ist es wichtig, nicht allein zu bleiben, sondern sich Unterstützung zu holen. Man braucht ein Gegenüber, mit dem man sich über das komische Gefühl austauschen kann, ohne in Panik zu geraten oder zu schnelle Entscheidungen zu treffen.

Hilfe und Unterstützung finden

Häufig tauschen wir uns mit Menschen aus, denen wir wirklich vertrauen: Freund*innen, Eltern, Onkel, Tanten oder Kolleg*innen. Manchmal scheint uns das aber auch zu nah. Dann ist es eine gute Idee, sich Hilfe bei einer (Fach-)Beratungsstelle zu holen. Beim Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch kann man sich telefonisch oder online melden, auch anonym. 

Was kann und sollte ich immer tun? Vorbild sein! Das ist wie immer leichter gesagt als getan. Also übe ich, zu sagen, wenn mich etwas stört. Ich übe, Partei zu ergreifen und eine Haltung gegen sexuelle Gewalt einzunehmen. Ich bin zugänglich und übe, mutig zu sein, um in unangenehmen Situationen laut zu werden und, mir oder anderen Personen Hilfe zu holen. Ich lerne, selbstverständlich über diese Themen zu sprechen und ich fordere selbstverständlich von meiner Schule, meinem Verein oder meinem Freundeskreis, gegen sexuelle Gewalt aufzustehen. Sexuelle Gewalt ist Gewalt und das ist nicht verhandelbar.

 

Ich mach’ mich stark. Gegen sexuelle Gewalt unter Jugendlichen. #UNDDU?