Loverboy Vertiefung
Loverboy
VERTIEFUNG
Es ist nicht leicht, Loverboys als die kriminellen Menschen zu erkennen, die sie sind. Es ist auch nicht leicht, Opfer von Loverboys zu erkennen, denn das Grooming – also die gezielte Manipulation und Verstrickung – läuft meistens sehr ähnlich ab wie in anderen Fällen sexueller Gewalt, die nichts mit Menschenhandel und organisiertem Missbrauch zu tun haben. Bei der Loverboy-Strategie allerdings kommt das Element der sexualisierten Ausbeutung dazu.
Wenn Sie die Vermutung haben, bei einem/einer Täter*in könnte es sich um einen Loverboy handeln, dann nehmen Sie das bitte ernst. In diesem Fall ist es eine gute Idee, das Hilfe-Telefon berta (0800 30 50 750) anzurufen. Die kennen sich aus mit organisiertem Missbrauch und der Loverboy-Strategie. Da findet man kostenlos Hilfe, auch anonym.
Was gibt es Besseres als die große Liebe?! Wir fühlen uns geliebt und glücklich. Es ist ein aufregendes Gefühl. Doch es gibt Menschen, die dieses Gefühl ausnutzen: sogenannte Loverboys. Damit sind Männer gemeint, die jungen Frauen eine Liebesbeziehung vortäuschen und sie dann sexuell ausbeuten.
Die Strategie der Loverboys ist oft ähnlich: Zu Beginn der Beziehung erscheinen sie romantisch, liebevoll und aufmerksam. Damit machen sie ihre Opfer emotional abhängig. Sie isolieren sie von Freund*innen und Familie. Sobald sie Macht über ihre Opfer haben, folgen Verstrickungen, Drohungen und Gewalt.
Was romantisch beginnt, kann in der Prostitution enden. Loverboys täuschen eine (finanzielle) Notsituation vor und fordern ihre Opfer auf, sich für sie zu prostituieren. Loverboys organisieren Treffen mit Freiern in Privatwohnungen, Hotels und Bordellen. Sie kontrollieren jeden Aspekt des Lebens ihrer Opfer und nehmen ihnen die Einnahmen ab.
Aufgabe der Loverboys ist es, für menschlichen „Nachschub“ zu sorgen. Für die Opfer ist das noch viel schlimmer, als es hier klingt. Die Täter*innen sind Anwerber*innen. Hier gilt unter anderem der Strafbestand der Zuhälterei.
Es gibt auch Frauen, die junge Menschen in die Prostitution zwingen. Und es gibt auch Jungen, die sexuell ausgebeutet werden.
Hilfe
Um Opfern von Loverboys helfen zu können, muss man sie erst einmal erkennen. Und das ist gar nicht so einfach. Oftmals verbergen die Mädchen ihre Gefühle, um sich selbst und ihre Umgebung zu schützen. Dennoch gibt es ein paar Hinweise, die auf einen Kontakt mit einem Loverboy hinweisen können.
Die Opfer ...
- sind depressiv, aggressiv oder haben starke Stimmungsschwankungen.
- sind ständig müde und abgemagert.
- verletzen bzw. ritzen sich selbst.
- haben blaue Flecken an Armen und Rücken.
- verändern ihren Kleidungsstil und Make-up.
- duschen sehr oft und lange.
- kündigen Freundschaften auf und lehnen Besuche ab.
- haben neue Kontakte (häufig mit älteren Jungen).
- scheinen keine eigene Identität (mehr) zu haben.
- verbringen sehr viel Zeit am Handy und besitzen häufig mehrere Handys oder Prepaidkarten
ACHTUNG: Einige dieser Auffälligkeiten können auch auf andere Formen sexueller Gewalt hinweisen. Auch normale hormonelle Schwankungen und die Veränderungen während der Pubertät können der Grund für diese Verhaltensweisen sein.
Gibt es auch Lovergirls?
Ja, die gibt es. Allerdings verbirgt sich hinter dem Begriff ein anderes Phänomen. Als Lovergirls werden Frauen bezeichnet, die für den Loverboy Grooming-Aufgaben übernehmen und neue Kontakte zu potenziellen Opfern herstellen. Lovergirls haben oft zuvor selbst auch als Prostituierte für ihren Loverboy gearbeitet, stehen zu dem Menschenhändler*innen also in einem emotionalen Abhängigkeitsverhältnis.
Außerdem wissen wir gar nichts über das Leben der Loverboys. Vielleicht wurden auch sie gezwungen mitzumachen.
Wie kann ich mich und andere schützen?
- Höre auf dein Bauchgefühl: Lass’ dir nichts vormachen. Was sind deine Grenzen in einer Liebesbeziehung?
- Tue nichts, was du nicht tun möchtest: Lass’ dich zu nichts zwingen.
- Suche dir Hilfe: Du fühlst dich nicht wohl? Sprich mit jemandem darüber! Schütze dich und andere!