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VERTIEFUNG

Jugendliche sitzen gemeinsam vor einem Monitor und zeigen darauf

Und wer trägt jetzt die Verantwortung?

Bei sexuellen Grenzüberschreitungen oder Gewalt gibt es nicht nur Opfer und Täter*in. Oft beobachten Mitschüler*innen oder Freund*innen eine Situation, ohne einzugreifen (Bystander). Oder sie werden sogar zu Mittäter*innen – ob bewusst oder unbewusst. Wer trägt eigentlich die Verantwortung? 

Hier sind ein paar Tipps, wie Jugendliche sich gegenseitig unterstützen können.

Das kannst du zum Beispiel tun, wenn du dich sexuell belästigt fühlst:

  • Sage der Person, die dich belästigt hat, dass sie aufhören soll. Manchmal reicht das, aber nicht immer.
  • Sprich andere Personen an, damit sie dir helfen. Gibt es eine*n Freund*in, Verwandte*n, Trainer*in oder Lehrer*in, mit dem/der du reden kannst?
  • Halte fest, was passiert ist, durch Fotos, Videos oder Chat-Verläufe, und prüfe, was du zur Anzeige bringen kannst.

So kannst du Betroffenen helfen:

  • Schau genau hin.
  • Mache andere aufmerksam. Auch als Zeug*in bist du nicht allein.
  • Sprich den/die Täter*in auf sein/ihr Verhalten an.
  • Wenn du dich nicht traust, den/die Täter*in direkt anzusprechen, störe ihn/sie bei der Tat. Frage zum Beispiel nach der Uhrzeit.
  • Hole Hilfe, zum Beispiel bei einer/m Freund*in oder Lehrer*in. 
  • Frage die belästigte Person im Nachhinein am besten, ob alles in Ordnung ist. Damit drückst du unter anderem dein Mitgefühl aus.

Das solltest du beachten, wenn dir jemand von einem grenzverletzenden Erlebnis erzählt:

  • Überlege: Was hilft der/dem Betroffenen jetzt?
  • Es ist in Ordnung, den/die Täter*in wissen zu lassen, dass ihre Handlungen nicht okay sind.
  • Besprecht gemeinsam Handlungsmöglichkeiten. Braucht ihr Unterstützung?
  • Pass auf dich auf: Mach den Schmerz des anderen nicht zu deinem eigenen.

 

Und was tun die Erwachsenen? Hier sind ein paar wertvolle Tipps: 

Mein Kind oder eine*r meiner Jugendlichen wurde Opfer.

Bewahren Sie Ruhe: Ja, das ist leichter gesagt als getan. Aber Ihr Kind oder der/die Jugendliche braucht jetzt selbstsichere und gelassene Ansprechpersonen. Stellen Sie sich vor: Es brennt, Sie rufen die Feuerwehr und die gerät in Panik. Das würde Ihnen nicht helfen.

Auch Sie sind betroffen: Es ist beängstigend und sehr belastend zu erfahren, dass das eigene Kind oder ein*e von Ihnen betreute*r Jugendliche*r sexuelle Gewalt erlebt hat. Schrecken Sie bitte nicht davor zurück, sich Unterstützung für sich und Ihr Kind oder den/die Jugendliche*n zu suchen. Das geht auch anonym.

Sie sind nicht die Polizei: Quälen Sie Ihr Kind oder den/die Jugendliche*n nicht mit bohrenden Fragen, die sich schnell wie Verhöre anfühlen können. Versuchen Sie nicht, den Täter oder die Täterin zu stellen – das ist nicht Ihr Job! Bleiben Sie als Eltern oder Vertrauensperson an der Seite Ihres Kindes oder des/der Jugendlichen. Damit das gelingt, holen Sie sich bitte Unterstützung – am besten bei Profis.

Mein Kind oder eine*r meiner Jugendlichen wurde Täter*in.

Sie erfahren es von Ihrem Kind oder dem/der Jugendlichen selbst: Wow! Damit ist der erste wichtige Schritt getan. Und Sie sind wahrscheinlich ziemlich aufgewühlt und ratlos. Bleiben Sie damit nicht allein. Ihr Kind oder der/die Jugendliche braucht Sie jetzt an seiner/ihrer Seite – liebevoll, aber auch klar in der Verurteilung der Tat. Damit das gelingen kann, suchen Sie bitte Unterstützung.

Sie erfahren über Dritte von der Tat: Der Schock ist wahrscheinlich groß und Sie fühlen sich überwältigt. Jetzt gilt: nicht überreagieren, aber auch nicht herunterspielen. Versuchen Sie, Ruhe zu bewahren. Holen Sie sich Unterstützung, denn Sie müssen dem Vorwurf nachgehen und Ihrem Kind oder dem/der Jugendlichen helfen, indem Sie die Tat klar verurteilen und dabei an der Seite Ihres Kindes oder des/der Jugendlichen bleiben.

Mein Kind oder eine*r meiner Jugendlichen wusste von einer Tat und hat geschwiegen.

Unterstützen Sie Ihr Kind oder den/die Jugendlichen: Viele Jugendliche wissen nicht, was sie tun sollen. Sie haben Angst, etwas falsch zu machen, selbst Opfer zu werden, ausgegrenzt zu werden oder schlicht eine Lawine ins Rollen zu bringen. Was für eine Belastung! Seien Sie für Ihr Kind oder den/die Jugendliche*n da.

Suchen Sie das Gespräch: Häufig befürchten Jugendliche, dass sie hilf- und machtlos bleiben, nachdem sie sich ausgesprochen haben. Nehmen Sie Ihrem Kind oder dem/der Jugendlichen diese Angst und machen Sie keine Vorwürfe. Suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind oder dem/der Jugendlichen Unterstützung bei Profis, denn allein werden Sie das Problem nicht lösen können.

Nächste Schritte: Überlegen Sie gemeinsam mit Fachleuten einer Beratungsstelle, wie es jetzt weiter geht, zum Beispiel, wer die Eltern des Opfers und die Eltern des/der Täter*in informiert.